MOONICH Auswirkung Klimaneutralität auf Produkte und Arbeit

Wer sich darauf einlässt, begibt sich auf eine spannende Reise“

Bjørn Blisse verantwortet das Design & Product Development bei Moonich. Im Blog erläutert er, wie sich das Unternehmensziel der Klimaneutralität auf seine Arbeit und die Produkte auswirkt und warum er berufsbegleitend nachhaltiges Ressourcenmanagement studiert. 

Sauerlach, 29. August 2022.
MOONICH ist ein Handels-, Hotel- und Gastronomie-Ausstatter für energieeffiziente Design- und Lifestyle-Produkte. Inwiefern haben Sie vor dem Beitritt zum Unternehmensbündnis „Die Klimaneutralen“ schon auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit bei Moonich-Produkten geachtet? Gibt es konkrete Beispiele, an denen sich diese Priorität auch vorher schon gezeigt hat?
Bjørn Blisse: Ich achte eigentlich schon immer darauf, sinnvolle und auch langlebige Konzepte zu entwickeln. Ein reparaturfreundliches und dadurch langlebiges Produkt ist natürlich immer besser als ein günstiges Produkt, das ich nach kurzer Lebensdauer wegwerfen und aufwändig recyceln oder gar entsorgen muss.

Die von uns entwickelten Produkte sind so gestaltet, dass sie, sollten sie doch einmal kaputt gehen, von uns repariert werden und weiter genutzt werden können.

Bei unseren Heizkissen nutzen wir auch Akkus. Diese sind in diesen Produkten unabkömmlich und haben bereits in der Herstellung leider einen hohen CO2 Footprint. Aber auch da haben wir uns für langlebige Akkus entschieden, die bei täglicher Nutzung eine Lebenserwartung von mindestens sechs Jahren haben. Das ist ein Vielfaches von den weitverbreiteten Lithium-Ionen-Akkus. Zusätzlich versuchen wir auch Zweite- oder Dritte-Wahl Akkus einzusetzen, die sonst recycelt werden müssten.

Ein anderes Beispiel ist der Verzicht auf unnötige Verpackungen. Viele unserer Lieferanten schicken uns Bauteile in Kunststoffeinzelverpackungen zu. Wir nehmen Einfluss darauf und lassen uns die Bauteile ohne Plastikbeutel liefern. Unsere eigenen Verpackungen bestehen aus Karton oder Wellpappe. Auf schicke Kunststoff-Inlays verzichten wir ganz.


Welche Auswirkungen hat die Unternehmensentscheidung, klimaneutral zu werden, auf Ihre Tätigkeit als Produkt-Designer und –Entwickler?
Bjørn Blisse: Wie schon gesagt, ich versuche immer schon, Produkte möglichst nachhaltig zu entwerfen und zu entwickeln, um im Herstellungs- und Verpackungsprozess sowie bei der Nutzung der Produkte die Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten. Die Entscheidung zur Klimaneutralität auf Firmenebene wird aber vermutlich meine Arbeit etwas erleichtern. Oft - und das stelle ich als Freiberufler auch bei anderen Kunden fest - stehen wirtschaftliche Gründe nachhaltigen Entscheidungen gegenüber. Diese Diskussionen haben sich zum Teil schon reduziert, da die Richtung nun ganz klar definiert ist.

Klimaneutralität darf nicht nur eine Option sein. Es besteht dringender Handlungsbedarf, unseren gesellschaftlichen, globalen CO2-Footprint zu verringern. Der Schritt zur Klimaneutralität eines Unternehmens ist ein Muss. Besser früher als später. Dieses Denken sollte sich schnellstmöglich auch im gesellschaftlichen Handeln wiederfinden. Auch wenn das „Greenwashing“ mancher Firmen die Entscheidung für den Endverbraucher natürlich nicht immer leicht macht.

Sie studieren seit 2021 berufsbegleitend an der fh-campus Wien nachhaltiges Ressourcenmanagement. Da waren Sie 51 Jahre alt. Aus welcher Motivation heraus haben Sie sich hierfür entschieden?
Bjørn Blisse: Seit Jahren arbeite ich als Industriedesigner und konzipiere, gestalte und entwickle neue Produkte. Immer häufiger sah ich mich mit der Frage konfrontiert: Was ist nachhaltiger? Eine klassische Frage wäre zum Beispiel: Was ist nachhaltiger, der Tetrapack oder die Glasflasche? Will man dieser Frage auf den Grund gehen, findet man diverse Studien zu diesem Thema. Je nachdem, welche Antwort man präferieren möchte, findet man die entsprechende Studie, die belegt, dass das eine oder aber das andere Konzept das nachhaltigere ist. Meine Motivation war und ist es, diese und andere Problematiken besser zu verstehen und die Antworten besser beurteilen zu können, um sie dann in meine Arbeit einfließen zu lassen. Das Studium ermöglicht mir aber nicht nur, solche Detailfragen besser zu beurteilen, sondern auch das große Ganze auf gesellschaftlicher und globaler Ebene besser verstehen zu können.


Wie können Sie das Studium mit Ihrer Arbeit und Ihrer Familie zeitlich vereinbaren?
Bjørn Blisse: Ich bin bei der Firma MOONICH Teilzeit beschäftigt und arbeite in der übrigen Zeit in meinem Designstudio an eigenen Projekten für internationale Kunden. Dadurch bin ich relativ flexibel in meiner Zeiteinteilung. Das Studium, obwohl es ein berufsbegleitendes Studium ist, ist schon recht fordernd und zeitaufwändig. Wenn man sich aber für etwas begeistert und für etwas brennt, kann man sehr viel Energie freisetzen und in kurzer Zeit auch sehr viel schaffen, so dass es auch mit der Familie vereinbar ist.

Was denken Sie, welches sind die wichtigsten Stellschrauben in der Produktentwicklung für Klimafreundlichkeit?
Bjørn Blisse: Bei der Entwicklung von neuen Produkten sollten die drei Prinzipien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz beachtet werden.

Effizienz: die effiziente Nutzung der eingesetzten und verbrauchten oder während der Nutzung benötigten Ressourcen.

Konsistenz: die Verwendung von nachhaltigen - recycelten oder nachwachsenden oder zumindest gut zu recycelnden - Materialien. Ein geschlossener Kreislauf im Sinne der „circular economy“ sollte angestrebt werden. Oder anders: Macht es Sinn, in Fernost zu produzieren, weil die Herstellungskosten dort geringer sind, man aber die dortigen Klimaeinflüsse und den CO2-Impact des Transports völlig außer Acht lässt?

Suffizienz: die Überlegung, ob das Produkt wirklich nötig ist und einen nachhaltigen Mehrwert oder Nutzen generiert, also die ethische Verantwortung des Unternehmens.


Verraten Sie uns, woran Sie gerade arbeiten?
Bjørn Blisse: Im Moment arbeiten wir bei MOONICH an einem neuen, smarten Wärmekonzept für den Innen- und Außenbereich. Es handelt sich um energieeffiziente Wärmekissen, die mit minimalem Energieaufwand über viele Stunden ein behagliches Wärmegefühl vermitteln. Durch intelligente Heizprofile wird nur so viel geheizt wie wirklich nötig. Dadurch erreichen wir einen minimalen Energieverbrauch und maximale Nutzungszeiten. Der Vorteil ist, dass auf das Beheizen der Umgebungs- oder Raumluft weitgehend verzichtet werden kann. Das System ist so konzipiert, dass es einfach zu bedienen ist und es sich nach dem Zurücklegen selbst wieder auflädt. Bei der Entwicklung und beim Entwurf der Kissen haben wir auf extrem langlebige Materialien und Komponenten, aber auch auf die Verwendung von recycelten Materialien Wert gelegt. Bei der Auswahl der Lieferanten und Produzenten haben wir uns, soweit dies möglich war, auf europäische Anbieter beschränkt.
Das gesamte System ist so ausgelegt, dass jede einzelne Komponente repariert oder einzeln ersetzt werden kann, um ein langes Produktleben, einen hohen Komfort und somit lange Freude am Produkt zu gewährleisten.

Was halten Sie von der Entscheidung Ihres Chefs Lars Keussen, Moonich klimaneutral zu machen?
Bjørn Blisse: Wie schon erwähnt, ist das eine Entscheidung, die jedes Unternehmen schnellstmöglich treffen sollte. Eigentlich gibt es keine andere Option, wenn wir noch irgendetwas gegen den Klimawandel tun möchten. Natürlich ist das alles leichter gesagt als getan. Es gibt kein einfaches Handbuch, nach dem man handeln kann. Es ist ein oft umfassender und vielschichtiger Veränderungsprozess, mit manch unerwarteter Hürde. Ich finde es richtig und gut, dass sich MOONICH auf den Weg macht und im Raum München mit gutem Beispiel vorangeht.

Unternehmen haben eine Vorbildfunktion und müssen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Sich heutzutage auf „klimaschädliche Weise“ zu bereichern, ist streng genommen hochgradig unmoralisch. Leider ist noch ein sehr weiter Weg zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umdenken zu gehen.


Und wie halten Sie es persönlich mit dem Klimaschutz?
Bjørn Blisse: Das ist immer die spannendste Frage… Ich versuche, meine Gewohnheiten so zu verändern, dass sie mit nachhaltigen Gesichtspunkten und einem gesellschaftlichen Leben zu vereinen sind.

Zugegebenermaßen ist das nicht immer einfach, da man als gesellschaftlich integrierter Endverbraucher sehr von der Industrie und den angebotenen Waren und Dienstleistungen, sowie deren Glaubwürdigkeit abhängig ist. Das ist wiederum der Bezug zur gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen. Aber es bleibt einem immer die Möglichkeit, sich für nachhaltig produzierte und ressourcenschonende Produkte zu entscheiden.

Die wichtigste Frage ist aber die, ob man ein neues Produkt, eine Dienstleistung oder einfach nur eine Autofahrt überhaupt benötigt. Wenn man sich diese Frage vor jedem „Konsum“ stellt und ehrlich beantwortet, kann man seinen persönlichen Footprint am meisten beeinflussen. Wer sich darauf einlässt, begibt sich auf eine spannende Reise. Ich bin schon unterwegs…

Weitere Informationen finden Sie auf unserem Klima-Blog!

MOONICH Auswirkung Klimaneutralität auf Produkte und Arbeit

Skizze: Produkte nachhaltig entwerfen
Foto: Moonich / Marie Hartl

MOONICH Auswirkung Klimaneutralität auf Produkte und Arbeit

Bjørn Blisse verantwortet das Design & Product Development
Foto: Moonich / Marie Hartl

MOONICH Auswirkung Klimaneutralität auf Produkte und Arbeit

Smartes Wärmekonzept: Energieeffiziente Wärmekissen
Foto: Moonich / Marie Hartl


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