MOONICH Bündnis Klimaneutrale beigetreten

„Wir wollen den Beweis erbringen, dass es der richtige Weg und machbar ist“

Lars Keussen, Gründer und Geschäftsführer der Moonich GmbH, erläutert im Interview, warum er dem Unternehmensbündnis „Die Klimaneutralen“ beigetreten ist, welche Ziele er verfolgt und wo sein Unternehmen heute steht.

Sauerlach, 23. Juni 2022.
Am 23. Mai 2022 fand die Auftaktveranstaltung zum Unternehmensbündnis „Die Klimaneutralen“ statt. Die Energieagentur Ebersberg-München, die Landräte beider Landkreise, sowie Vertreterinnen und Vertreter von 20 Gründungsunternehmen waren dabei, darunter auch Sie und Moonichs Produktdesigner Bjørn Blisse. Was ist das Wichtigste, das Sie von der Veranstaltung mitgenommen haben? Und was erwarten Sie von dem Bündnis?
Lars Keussen: Das Wichtigste war die Bestärkung, dass es nicht nur richtig ist, diesen Weg zu gehen, sondern auch der Zeitpunkt dafür richtig und wichtig ist. Als Handelsbetrieb sind wir sicher in einem gewissen Vorteil, aber durch den wirklich spannenden Vortrag von Amir Roughani, Gründer und CEO von Vispiron, ist unsere Entscheidung für die Klimaneutralität nochmals bestärkt worden. In dem Vortrag wurde auch sehr schnell erkennbar, dass dies eigentlich jede Organisation machen muss und nicht nur sollte.

Ich persönlich denke, es wird in der Zukunft neben der Handels-, der Steuerbilanz auch die jährliche Klimabilanz für Unternehmen geben. Es wird Kunden/Lieferantenbeziehungen geben, die diese zusätzliche Betrachtung voraussetzen. Und ich denke, auch auf Seiten der Konsumenten wird es wesentlich mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema geben: Bei wem kaufe ich meine Produkte oder Dienstleistung ein? Welches Produkt, welche Dienstleistung kaufe ich und wie wird es bzw. sie hergestellt. Welchen CO2 Fußabdruck, welche Umweltauswirkung hinterlässt das Produkt und das Unternehmen?

Wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Konsumwelt steuert, wird einem klar, dass es bereits sehr viele Unternehmen verstanden haben, aber auch, dass es sehr viele Unternehmen und Organisationen gibt, die sich damit noch gar nicht beschäftigen. Diese gilt es zu motivieren mitzumachen, denn die Gefahr dies zu verpassen, ist sehr groß. Hier passt das englische Sprichwort wie die Faust aufs Auge: You snooze, you lose.


Es hieß, dass es rund 20.000 kleine und mittelständische Unternehmen in den Landkreisen Ebersberg und München gibt, die potenziell für die Teilnahme an dem Bündnis „Die Klimaneutralen“ in Frage kommen. Bisher sind aber erst 20 dabei. Es hieß, viele hätten keinen Druck, die Energiekosten würden ihnen nicht zu schaffen machen. Entweder hätten Unternehmer eine intrinsische Motivation oder es gäbe einen äußeren Druck, wenn jemand mitmacht.
Warum sind Sie dem Bündnis beigetreten? Sie zahlen nicht nur Beiträge, sondern werden auch einiges an Arbeit haben, wenn Sie die Daten für die Treibhausgasbilanz zusammentragen müssen. Von den Investitionen und dem Zeit- und Kostenaufwand für die Umsetzung von Maßnahmen ganz zu schweigen. Was ist Ihre Motivation?
Lars Keussen: Die Sache an sich treibt uns an. Wir wollen für uns, unsere Mitarbeiter und Partner den Beweis erbringen, dass dies der richtige Weg ist, und dass es machbar ist. Uns würde es antreiben, wenn wir durch unsere Pionierarbeit dazu beitragen, dass viele Firmen folgen und das gleiche machen. Wir sammeln Erfahrungen, die wir teilen wollen. Wenn wir es schaffen, können es viele schaffen.

Es gibt in diesem Thema für ein offenes, flexibles Unternehmen viel mehr wirtschaftliche Chancen als Risiken, daher ist es sinnvoll, dass man weiß, worum es geht und warum es wichtig ist. Wir wollen auch konsequent sein und nicht mit energiesparenden Produkten werben und es nicht auch im eigenen Unternehmen, in den verschiedenen Prozessen leben. Das ist dann eben nicht konsequent. Außerdem ist der Zeitpunkt jetzt nicht zu früh und der Aufwand nicht zu hoch, denn ich denke wer es jetzt nicht angreift, wird spät dabei sein und der Aufwand, es bis 2030 zu schaffen, wird unnötig höher und schwerer. Deshalb jetzt und deshalb auch mit überschaubarem Aufwand und auch mit Verzicht, es muss und wird spürbar sein. Ich persönlich denke, dass die ersten größeren Einsparungen deutlich einfacher sein werden, als die letzten 15 oder 20 Prozent - diese werden wehtun und werden bedeutend unbequemer - aber es ist es wert!

Es macht Spaß, es macht bewusst, und es wird am Ende auch sicherlich einen wirtschaftlichen Vorteil bringen - ohne - und das ist mir besonders wichtig - dabei Greenwashing zu betreiben. Wir lernen im Moment täglich dazu. Wenn man sich auf dieses Thema einlässt, kann man die zur Verfügung stehenden Informationen kaum aufsaugen. Die Wertschöpfung von selbst erzeugtem Solarstrom – wir haben seit 2020 eine Photovoltaikanlage auf unserem Firmendach - hört nicht bei der Einspeisung und der Eigenverwendung auf. 

Die Möglichkeiten sind unglaublich groß, diesen Strom gewinnbringend zu nutzen, zum Beispiel für ein Mieterstrommodell, für das öffentliche Laden von E-Fahrzeugen am Gebäude bis hin zum Verkauf von mit Photovoltaik erzeugter Wärme über einen Wärmeliefervertrag an die Nachbargebäude.


In Bezug auf den Klimaschutz und Ihre CO2-Emissionen, wo stehen Sie heute?
Lars Keussen: Wir kennen unsere Zahlen noch nicht, sind im Moment aber dabei, die geforderten Daten zusammenzutragen. Das ist noch mit einigen Fragezeichen verbunden. Aber wir denken, dass wir bereits in den vergangenen Jahren vieles intuitiv richtig gemacht haben und uns auf einen guten Weg begeben haben. Wir haben aber bei der ersten Datensicht bereits einige Punkte mit Erschrecken entdeckt, die einem nie aufgefallen wären, wenn wir diese Analyse nicht gestartet hätten. Ich denke beispielsweise an die Jahresverbräuche von Benzin und Diesel, Pelletverbräuche und die Kilometer, die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jahressumme zurücklegen. Hier kommen hohe Summen zusammen, die man nicht bemerkt, da sie bei der reinen Kostenbetrachtung kaum auffallen, in der CO2 Betrachtung aber erheblich sind.


Was haben Sie schon konkret getan, um klimaschädliche Emissionen zu reduzieren?
Lars Keussen: Wie schon erwähnt, haben wir 2020 auf dem Firmendach in Sauerlach eine Photovoltaikanlage mit 99,96 Kilowatt Leistung montieren lassen. In ihrem ersten Betriebsjahr konnten wir dadurch 43 Tonnen CO2 vermeiden. Dann haben wir den Fuhrpark umgestellt. Das erste Hybrid-Auto haben wir Mitte 2021 angeschafft. Bis auf seltene Ausnahmen fährt es mit Solarstrom von unserer Photovoltaikanlage. Im März 2022 kam das zweite Hybridfahrzeug dazu. Im Lager sind ausschließlich elektrisch betriebene Flurförderfahrzeuge im Einsatz. Für die Mitarbeiter haben wir im Rahmen eines Jobrad-Angebotes vier Elektrofahrräder und sechs herkömmliche Fahrräder geleast, weitere sollen folgen.


Was sagen Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum neuen Ziel? Sind sie begeistert oder eher skeptisch?
Lars Keussen: Ich denke, die Mitarbeiter sind alle damit einverstanden. Manche sind sehr positiv gestimmt und ich habe das Gefühl, dass einige sogar interessiert sind, proaktiv an dem Ziel der Klimaneutralität mitzuwirken. Also wir haben in Bezug auf Klimaschutz vermutlich alle Temperamente im Unternehmen vertreten. Ich glaube auch, dass es in der Umsetzung noch einiges an Überzeugungsarbeit zu tun geben wird, wenn wir die letzten Prozentpunkte auf der Wegstrecke erreichen wollen. Dann wird es bestimmt mehr Diskussionen, aber auch mehr Unverständnis geben als jetzt am Start des Projektes.

Insgesamt aber muss ich betonen, dass es die Mitarbeiter zum Teil sogar motiviert und wir darüber auch ein anderes, ein völlig neues Unternehmensleitbild definieren - und das treibt mich wiederum an. Ich bin davon überzeugt, dass uns dies auch bei der Suche neuer Talente dramatisch helfen wird. In der Produktentwicklung beispielsweise fließen bereits heute die möglichen künftigen Auswirkungen der einzelnen Komponenten, der Verpackung, beim Versenden, beim Gebrauch über die gesamte zu erwartende Produktlebensdauer bis hin zur Reparatur und Entsorgung eine große Rolle. Dabei hilft uns unter anderem Bjørn Blisse, der bei MOONICH das Design und die Produktentwicklung verantwortet. Er hat nicht nur die Entstehung einer Vielzahl von elektrischen Wärme-Produkten aus unserem Hause initiiert und sie entwickelt, sondern studiert seit 2021 auch berufsbegleitend an der fh-campus Wien nachhaltiges Ressourcenmanagement.


Was ist Ihr Fernziel? Welche Vision haben Sie?
Lars Keussen: Meine Vision ist es, einen klimaneutralen Unternehmensverbund zu etablieren, welcher es schafft, über die verschiedenen energiesparenden Produkte und Dienstleistungen einen Teil eines riesigen, gerade in Entstehung befindlichen Marktes abzudecken. Elektrische Wärme, die durch regenerativen, selbst hergestellten Strom zu nahezu NULL Grenzkosten erzeugt wird, wird drei unabhängige Säulen der Energieversorgung nahezu CO2 neutral in Zukunft vereinen: Strom, Wärme und Mobilität. Wenn wir es schaffen, diese vor uns liegende gewaltige Disruption für uns und unsere Unternehmensgruppe zu nutzen und dabei auch mit Stringenz und Überzeugung für das einstehen, was wir verkaufen, wird dies ein enorm erfolgreiches Geschäftsmodell sein, von dem wir noch gar nicht abschätzen können, wie groß, dynamisch und umfassend es werden wird.

MOONICH Bündnis Klimaneutrale beigetreten

Photovoltaikanlage Firmengebäude
Foto: Moonich / Michael Holzmann

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Die Klimaneutralen
Logo: Bündnis Ebersberg

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Auf der Eröffnungsveranstaltung (v.l.n.r.): Bjørn Blisse und Lars Keussen im Gespräch mit Robert Niedergesäß, Landrat des Landkreises Ebersberg
Foto: Moonich / Ina Röpcke

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